Mittwoch, 14. April 2010

Die Macht der Gene

Ich erinnere mich noch genau an das meistgehasste Spielzeug meiner Kindheit, einen sogenannten Formen-Würfel. Ein roter Plastikwürfel, aus dem rundum Formen ausgestanzt sind. Durch die unterschiedlichen Öffnungen kann man dann die passenden Plastikformen wie z.B. Dreiecke, Vierecke, Sterne etc. in das Innere des Würfels stecken und sich über seine feinmotorischen und koordinatorischen Fähigkeiten freuen.

Der Formen-Würfel gehörte meiner 4 Jahre jüngeren Schwester und war eines ihrer Lieblingsspielzeuge. Sie saß stundenlang auf dem Boden und probierte unermüdlich aus, wie die verschiedenformigen Klötzchen durch die Öffnungen passten. Und sie hatte sogar Spaß dabei! Von Natur aus als Kind eher wild und grobmotorisch angelegt, mußte ich das natürlich auch ausprobieren. Die ersten Dreiecke und Quadrate passten gut und plumpsten mit lautem Scheppern ins Innere des Würfels. Dann kamen die komplizierteren Formen, die irgendwie nicht in die von mir auserwählten Öffnungen passten. Ich probierte hin und her, aber die blöden Dinger wollten einfach nicht in den Würfel. Wahrscheinlich hatte man vergessen, die passenden Öffnungen einzustanzen. Natürlich wollte ich nicht aufgeben, wurde aber immer wütender, je weniger die Klötze durch die Öffnungen passten. Was nicht passt muss eben passend gemacht werden. Ich hielt ein Klötzchen an eine beliebige Öffnung und stemmte dann mit der ganzen Kraft meines Körpergewichts dagegen. Draufhämmern mit einem harten Gegenstand bringt übrigens ähnliche Erfolge - irgendwann plumpst der Klotz dann in den verflixten Würfel. Um es kurz zu machen: Ich ging lieber wieder raus toben und ließ meiner Schwester ihr Geduldsspiel.

Aber wie heißt es so schön: Man begegnet sich im Leben immer zwei mal. Mein Sohn (1) bekam vor kurzem solch einen „Formenwürfel des Grauens“ geschenkt. Ein edles Modell aus Holz mit komplett abnehmbaren Deckel. Nun ist man ja gespannt, in wieweit sich die eigenen Gene beim Nachwuchs so durchgesetzt haben. Voller geheuchelter  Begeisterung führe ich dem Sohn also vor, wie man die Klötzchen durch die passenden Öffnungen in den Würfel befördert. Er sieht mir interessiert zu, dreht dann den Würfel ein paar mal hin und her, nimmt den Deckel ab und sortiert seelenruhig die restlichen Klötzchen in den Würfel. Den Deckel wirft er lässig über die linke Schulter nach hinten und sieht  mich mit einem „ist das alles?“ Blick an. Ich glaube, wir sind uns einig: Sch…. Spiel!

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