Aber als gute Mutter weiß man, was jetzt zu tun ist: Man muss eine Hühnersuppe kochen! Natürlich frisch, nicht so ein Fertigzeugs aus der Dose. Hier geht es schließlich um die Tradition. Also kocht die gute Mutter Hühnersuppe, das Kind am Bein oder wahlweise auf dem Arm mitschleppend und dabei immer diverse Messer und Töpfe aus der Griffweite des Kleinen räumend. Schließlich köchelt die magische Suppe im Topf leise vor sich hin, der Raum füllt sich mit einem köstlichen Duft. Hach, Kindheitserinnerungen. Später wird mein Kleiner sich wehmütig daran erinnern, dass seine Mama für ihn Hühnersuppe gekocht hat, wenn er mal krank war, und ein warmes Gefühl von Liebe und Geborgenheit wird ihn erfüllen.
So in meinen mütterlichen Gedanken schwelgend fülle ich sein Tellerchen mit Suppe. Gleich wird alles gut. "Ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa, ein Löffel für Oma..." und blitzartig verteilt sich der "Löffel für Opa" über die gute Mutter, das kranke Kind, die Küchenwand und den Küchenboden. Weitere Löffelversuche werden unter lautem Gebrüll und Händchengefuchtel verweigert. Das Kind WILL keine Hühnersuppe, das Kind mag keine Hühnersuppe. Es möchte "dadaDA". Ein kleiner Zeigefinger piekst in die Luft und zeigt in Richtung Kekse und Waffelbecher mit Schokolade.
In solchen Fällen von Unvernunft darf man als Erwachsener natürlich nicht nachgeben. Schließlich weiß man besser, was so einem kleinen Trotzkopf jetzt gut tut. Die prächtige Hühnersuppe muss gegessen werden - Gesundheitselixier und Balsam für die Seele. Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinkriege. Allein schon wegen seiner späteren Kindheitserinnerungen bin ich ihm das schuldig. Ich gebe nicht nach. Ich nicht!
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