Dienstag, 21. Juni 2011

My big fat Polish wedding

Wir waren am Wochenende auf einer deutsch-polnischen Hochzeit. In Polen. Nur der Göttergatte und ich. Ehewochenende, sozusagen, inklusive Übernachtung im Hotel des edlen polnischen Gestüts, wo auch die zwei Tage dauernde Feier stattfand.



Um es gleich vorweg zu nehmen: Polnische Hochzeitsbräuche sind toll!

Alles beginnt sehr katholisch mit zwei Stunden Traugottesdienst – natürlich auf polnisch. Der Bräutigam schwört bei Gott – und allen Heiligen – dass er die Braut nie verlassen wird. Danach begibt sich die deutsch-polnische Festgemeinde zum Festsaal. Braut und Bräutigam müssen – bevor sie den Saal betreten - gemeinsam Stücke aus einem hübsch dekorierten Hefegebäck pulen und essen. Danach bekommt jeder von ihnen ein Glas Wodka, das die polnische Braut auf ex leert, während der deutsche Bräutigam noch recht vorsichtig am Traditionsgetränk nippt. Danach werfen die Brautleute ihre Gläser über die Schulter. Klirrend landen sie auf dem Boden, und die Menge johlt. Nicht auszudenken, wenn die Gläser ganz geblieben wären. So aber darf der Bräutigam die Braut über die Schwelle tragen, und die Feier beginnt.

Dass auf polnischen Hochzeiten der Wodka in Strömen fließt, ist übrigens ein Gerücht. Nur etwa alle 30 Minuten gehen Kellner mit Weidenkörben voller eisgekühlter 0,5 Liter Wodkaflaschen durch den Festsaal und tauschen die leeren Flaschen auf den Tischen aus. Das Zeug riecht recht neutral und rinnt erstmal unauffällig mild die Speiseröhre herab, um dann im Bauch zu explodieren. Rote Köpfe an den deutschen Tischen, nach Luft schnappen und Hüsteln. Aber was soll man machen? Die Tische biegen sich förmlich vor Essen. Deftige polnische Küche, Fleischgerichte mit Fleischbeilage. Hey, noch ein Wodka, denn der deutsche Magen muss das Ganze ja auch verdauen, und man weiß ja nie, EHEC und so, also runter damit.

Zwischen den einzelnen Menü-Gängen wird getanzt. Die polnische Band legt los, die Familie der Braut eilt auf die Tanzfläche, die deutsche Fraktion eilt etwas verhaltener. Ungefähr drei Songs werden gespielt, dann folgt eine ausgelassene polnische Volksweise. Die polnischen Damen und Herren jauchzen verzückt und eilen mit glühenden Wangen zurück an ihre Plätze. Die deutschen Paare stehen etwas ratlos auf der Tanzfläche, sich verlegen am Kopf kratzend. Die Braut raunt mir zu, dies sei ein polnischer Brauch. Der Songtext hieße übersetzt soviel wie „… und jetzt gehen alle zurück an ihre Plätze und trinken einen Wodka auf das Wohl der Brautleute…“. Und so geht es in lockerer Abfolge weiter, die ganze Nacht lang. Fleischplatten, neue Wodkaflaschen, drei lustige Tänze „… und jetzt gehen alle zurück an ihre Plätze und trinken einen Wodka auf das Wohl der Brautleute…“, auf ex und weg mit dem Zeug.

Inzwischen verschwinden die ersten polnischen Damen, um ihre langen Abendkleider gegen kurze glitzernde Kleidchen zu tauschen. Das Licht im Saal erlischt, und ein über dem offenen Feuer knusprig geröstetes Spanferkel wird im Schein von Wunderkerzen in den Saal gefahren. In der schwarzen Schnauze einen Apfel, das entgegengesetzte Ende liebevoll mit Weintrauben bestückt. Ich knabbere inzwischen an Rohkost, um dem armen Tier die letzte Ehre zu erweisen „… und jetzt gehen alle zurück an ihre Plätze und trinken einen Wodka auf das Wohl der Brautleute…“.

Immer mehr Essen wird in den Saal gebracht, die Hochzeitstorte wird angeschnitten, die Braut wirft ihren Schleier und der Bräutigam seine Fliege in die Menge der lauernden Junggesellen und –gesellinnen. Dann folgen die gleichen schlimmen Hochzeitsspielchen wie auch in Deutschland, da ist man sich international einig. Kurze glitzernde Kleidchen rutschen immer höher, Wangen sind geröteter, ein zarter Hauch von Essen, Wodka und transpirierenden Menschen weht durch den Saal „… und jetzt gehen alle zurück an ihre Plätze und trinken einen Wodka auf das Wohl der Brautleute…“

Zurück in Deutschland. Wir packen unsere Koffer aus, und versteckt zwischen Abendkleid und Unterwäsche finde ich sie - eine Flasche Wodka, 0,5 Liter. Und ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie die dort hingekommen ist „… und jetzt gehen alle zurück an ihre Plätze und trinken einen Wodka auf das Wohl der Brautleute…“

2 Kommentare:

  1. Wow..das ist ja spannend....dass Du das ueberlebt hast..

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  2. Ja, es war schön, mit der Göttergattin auf dem edlen polnischen Gestüt.

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